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Eine spektakuläre Karsterscheinung ist der Otjikoto-See (GPS-Koordinaten:
19° 11' 43'' S / 17° 33' 01'' E, ~ 1294 mNN) im Nordosten von
Namibia, knapp 30 km nordwestlich der Stadt Tsumeb. Dabei handelt es sich
um eine Einsturzdoline, in der sich ein kreisrunder See von fast 100 m
Tiefe befindet. Die Wände der Doline sind nahezu senkrecht, so daß
ohne den Eingriff des Menschen keine grüne Oase, wie sie hier anzutreffen
ist, existieren würde.
Hier steht nicht die Hauptkalkkrustengeneration an, sondern Dolomite
aus dem Damara-Orogen. Die Dolomite gehören der Tsumeb-Formation
an und stellen die Karbonatplattformfazies des Kalahari-Kratons innerhalb
der Damara-Abfolge dar. Diese Gesteine wurden bei der Damara-Orognese
nur relativ schwach deformiert. Da auch die Dolomite anfällig gegenüber
Lösungsprozessen sind, bildeten sich durch Verkarstung Höhlensysteme
aus. Der Einsturz einer solchen Höhle sorgte für die Entstehung
des Otjikoto-Sees. Der Seespiegel entspricht somit dem Karstwasserspiegel
des Höhlensystems. Das Wasser aus dem See wurde früher über
Leitungen bis nach Tsumeb geführt, wodurch der See eine wichtige
Bedeutung als Wasserstelle hatte. Am Ende der Kolonialzeit wurde er außerdem
von der deutschen Schutztruppe dazu benutzt, einige Kanonen zu "entsorgen",
die heute gegen Eintrittsgeld besichtigt werden können.
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